Interview mit Uschi Schmidt, Ehrenvorsitzende des TuS Dielingen
April 2024
MD: Wie bist du zum TuS Dielingen gekommen?
US:
Ich bin gebürtige Dielingerin und war von Kind an sportlich interessiert. Meine Aktivitäten im TuS Dielingen begannen mit Turnen. Friedel Schröder war s. Zt. Riegenführer und zeigte uns die ersten Turnübungen am Barren und Boden. Geturnt wurde damals in den Sälen der Gaststätten. Mir sind auch die jährlichen Turnerbälle in Erinnerung, die wir bei Metting in Dielingen und bei Kowohl in Lemförde feierten. Es bestand eine sportlich freundlich sportliche Verbindung zum Nachbarort Lemförde. Zu den Veranstaltungen wurden Großgeräte wie Kästen und Barren im Saal aufgebaut wo wir unsere Übungen vorführten. Die Verbundenheit durch Lemförde entstand durch private Freundschaften und wurde über lange Jahre aufrechterhalten.
Später wurden Gymnastikgruppen für Mädchen und Damen eingeführt. Die erste Übungsleiterin war Anni Hopmann, später übernahm die Gruppe Marianne Eckermann. Als meine Kinder auf der Welt waren, haben Hildegard Hille und ich eine Kinderturngruppe von Ulla Brinkmann und Hanna Lenk übernommen. Meinen ÜL-Schein habe ich 1974 gemacht und danach viele Jahre verschiedene Kindergruppen betreut.
MD: Was verbindest du mit dem TuS Dielingen?
US:
Als erstes ist der TuS Dielingen „mein Zuhause als Sportverein“. Ich habe geturnt, Tischtennis gespielt, Gymnastik gemacht und war später im Kinderturnen als ÜL und später über 20 Jahre lange als ÜL in der Damengymnastik aktiv. Das Deutsche Sportabzeichen habe ich von 1990 bis 2015 beim TuS Dielingen abgenommen und selbst 26 mal das Abzeichen geschafft.
Von 1997 – 2009 war ich 1. Vorsitzende des TuS.
MD: Welche Erinnerungen/Erlebnisse sind dir besonders im Gedächtnis geblieben?
US:
Mir ist in besonderer Erinnerung geblieben, dass nach den Turn- und Gymnastikstunden bei Behrens oder bei Fieselers (alte Dielinger Gaststätten) eingekehrt wurde. Heute gibt es diese Gaststätten nicht mehr und die Gewohnheiten und Bräuche haben sich verändert. Nichtsdestotrotz ist die Geselligkeit in Vereinen und somit auch beim TuS Dielingen immer wichtig gewesen und wird auch wichtig bleiben. Allerdings wird es von den Menschen abhängen, die Mitglieder im Verein sind, an Übungsstunden teilzunehmen und diesen nicht nur als Dienstleistung sehen, sondern sich auch persönlich mit Zeit und Ideen einbringen.
Aus der Zeit als Vorstandsvorsitzende ist mir besonders viel in Erinnerung geblieben. Als erstes fallen mir da die Probleme mit der Aschenbahn ein, die damals mit Giftstoffen kontaminiert war und die Gemeindeverwaltung forderte, die Asche müsse nun ausgetauscht werden, da es dafür einmalig einen Zuschuss gab. Das war ein einziges Hin- und Her. Letztlich hat die Gemeinde Stemwede die Asche entsorgt und neue Asche wieder aufgebracht. Die über den Zuschuss hinausgehenden Kosten mussten zähneknirschend vom Verein getragen werden, aber sonst hätten wir heute keine Aschenbahn mehr gehabt.
Zudem der Umbau des Sportheims 1997-1999 eine große Aktion welche hauptsächlich in Eigenleistung erfolgte.
Mein persönliches Highlight war die 100-jährige Jubiläum im Jahr 1999. Zu diesem 100-jährigen Jubiläum war ich als 1. Vorsitzende natürlich in der Verantwortung. Es wurde mit einem großen Festwochenende begangen. Freitags wurde der offizielle Teil absolviert und Samstag gab es auf dem Sportplatz Spiele ohne Grenzen sowie abends eine öffentliche Veranstaltung mit Tanz im Zelt und einer Verlosung. Das Wochenende schloss Sonntag mit einem Zeltgottesdienst und Familiennachmittag ab. Als Höhepunkt startete ein Heißluftballon vom Sportplatz aus. Heinfried Beneker hatte bei der Verlosung den ersten Preis gewonnen und durfte mit dem Ballon über Dielingen und Bohmte fahren. Alle Details über das 100-jährige Bestehen des Vereins sind in einer umfangreichen Chronik zusammengefasst worden und wurden an allen Türen der Einwohner von Dielingen, Drohne und Stemshorn verkauft.
MD: Wie hat sich das mit dem Vorstandsposten ergeben?
US:
Mein Vorgänger als 1. Vorsitzender, Erwin Restemeyer, war zurückgetreten und ich war schon einige Jahre als 2. Vorsitzende des Vereins tätig. Ich wurde vorgeschlagen und gewählt.
Weitere Vorstandskollegen wie Uli Sabin, Stephan Sander, Hans-Ulrich Gendig, Wilhelm Beneker, Reiner Wittenbrink, Gustav Ahler, Jürgen Gräber, Jörg Borchardt oder Horst Haarmeyer haben immer auf ihren jeweiligen Vorstandsposten verantwortungsvoll alles getan, was nötig war.
Besonders Uli habe ich in guter Erinnerung. Er war stets erreichbar und erinnerte mich oft an Dinge, die zu erledigen waren. Schließlich war er insgesamt 50 Jahre im Verein Kassierer. Er hat in der Zeit sechs verschiedene Präsidenten des TuS erlebt und wusste, wie man ihnen zur Hand ging. Uli war in der Verwaltung des Vereins eine große Unterstützung, auch beim Aufbau der Vereinszeitung, wo er die Anzeigen betreut, den Vertrieb organisiert und die Gelder eingesammelt hat, was mit viel Aufwand verbunden war.
MD: Was wünscht du dem Verein zum 125-jährigen Bestehen?
US:
Hier sage ich dieselben Worte, die ich damals zum 100-jährigen Bestehen in der Chronik auch für den Ausblick in die Zukunft gewählt habe:
Der TuS muss heute wie auch in Zukunft dafür Sorge tragen, dass er mit seinem sportlichen Angebot und dem Vereinsleben immer zeitgemäß bleibt, so dass sich die Mitglieder im Verein wohlfühlen, ihm treu bleiben und ihn weiterempfehlen.“
MD: Was möchtest du noch loswerden?
US:
Zunächst freue ich mich aufs 125-jährige Jubiläum und bin stolz darauf, dass ich 12 Jahre lang die Geschicke dieses Vereins leiten durfte.
Für die nachfolgenden Generationen wünsche ich mir: engagiert euch aktiv und ehrenamtlich im Verein, denn ohne Ehrenamtlichkeit kann unsere Gesellschaft nicht die Vielfalt bieten, die wir in den Dörfern wie Dielingen vorfinden.
Zudem möchte ich noch loswerden, dass gerade der Sport in den heutigen Zeiten auch als Möglichkeit der Integration von zugezogenen und auch geflüchteten Menschen sein kann. Ich denke oft zurück, als die Spätaussiedler in den 90igern zu uns kamen. Viele Menschen waren skeptisch aber ich muss sagen, dass gerade durch den Sport und unseren Sportverein hier eine gute Integration gelungen ist. Heute sind viele der Spätaussiedler und auch deren Kinder und mittlerweile Enkel der damaligen Spätaussiedler in unserem Verein aktiv und auf jeden Fall eine Bereicherung.
Wir sollten tolerant und offen auf Menschen, die zunächst fremd sind, zugehen. Es könnten Freunde werden!
Ich habe in all den Jahren im Sportverein viele Freunde gefunden, gerade auch Freunde fürs Leben.
MD: Vielen lieben Dank, liebe Uschi, für Deine Zeit für dieses Interview und vor allem auch Danke für dein noch immer großes Engagement für unseren TuS Dielingen!
MD
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